ZEIT ONLINE

2022-09-24 10:57:20 By : Ms. Alice Chen

Als ihre Kolleginnen und Kollegen wissen wir: Rose zu fragen ist immer eine gute Idee. In dieser Reihe teilen wir ihre Tipps, Lifehacks und Einfälle. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 39/2022.

"Rose, mein Computer ist mit der Zeit wahnsinnig langsam geworden. Was kann ich tun?" – fragt Susanne

Verrückt eigentlich, dass man im Jahre 2022 überhaupt noch irgendwas ausdrucken muss. Es ist 2022, denken Sie – müsste nicht alles mit E-Mail möglich sein? Aber wir sind in Deutschland, wo paperwork unser tägliches Brot ist und die Versicherungsunterlagen per Post geschickt werden müssen. Leider ist Ihnen eben gerade eingefallen, dass das spätestens heute gemacht werden muss. Sie fahren Ihren Laptop hoch und der kleine Kreis auf dem Bildschirm dreht sich. Und dreht sich. Endlich ist der Rechner wach, allerdings läuft alles in Zeitlupe. Aber rasten Sie nicht aus, schmeißen Sie den Laptop nicht wie ein Frisbee aus dem Fenster! Eventuell können wir da was verbessern.

Vielleicht ist das offensichtlich, aber als erster Schritt sollte man immer einen Virusscan laufen lassen. Viren, Malware und Spy- oder Spamware können einen Computer vermüllen, ohne dass das für den Benutzer sichtbar ist. Dieses Problem ist bei Mac-Computern seltener, aber nicht ausgeschlossen. Manche Antivirussoftwares sind aber teuer, verlangsamen das System und stören Sie durchgehend mit nervigen Pop-ups und unnötigen Features. Es gibt sehr gute kostenlose oder preiswerte Antivirusapplikationen, die viel schlanker sind, zum Beispiel Malwarebytes. Lesen Sie einfach die Onlinerezensionen: Die vom Verkäufer oder Hersteller empfohlene Software ist nicht immer die Beste.

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Wenn ein Computer langsam lädt, liegt das häufig an den Start-up-Anwendungen. Das sind Anwendungen auf der Maschine, die gleichzeitig hochfahren, wenn das Betriebssystem hochgefahren wird. Das ist aber nicht immer nötig; viele der Programme brauchen Sie wahrscheinlich nicht dringend, nachdem Sie den Computer angeschaltet haben. Und jedes Programm, das auf dem Computer läuft, verbraucht Ressourcen wie Arbeitsspeicher – sie verlangsamen sich also gegenseitig. Solche Anwendungen kann man deaktivieren und nur bei Bedarf manuell starten. Stellen Sie aber in jeden Fall sicher, dass Sie keine Systemanwendungen deaktivieren, sondern nur die Anwendungen, die Sie kennen (beispielsweise Adobe, Netflix, Spotify …).

Auf Windows geht das so: Einfach auf die Startleiste rechts klicken, auf 'Task Manager' klicken, und im Task-Manager-Fenster den 'Autostart'-Tab anklicken. Dort können Sie alle unerwünschten Start-up-Programme deaktivieren.

Auf Mac werden die Start-up-Anwendungen in den Einstellungen bei 'Benutzer:innen und Gruppen' unter 'Anmeldeobjekte' gesteuert.

Im Allgemeinen kann auch die Menge der installierten Applikationen einen Computer verlangsamen. Es kann häufig viel bringen, einfach jede unnötige Software zu deinstallieren, besonders auf Windows, wo 'Bloatware' (unerwünschte Anwendungen, die mit dem Betriebssystem installiert werden, z.B. vorinstallierte Programme, für die Sie ein Abo abschließen müssen, um sie zu benutzen) immer ein Problem ist. Mit der kostenlosen Anwendung Revo Uninstaller können Sie Software auf dem PC besonders sauber deinstallieren, indem das Programm auch Überbleibsel der Software nach der Deinstallation entfernt. 

Und wenn wir schon dabei sind, den Computer auszumisten: Es ist auch eine gute Idee, Ihre Dateien aufzuräumen. Wenn die Festplatte zu voll ist, wirkt das wie Unordnung in der Wohnung – man bewegt sich langsamer, weil viel mehr im Weg steht.

Mit der Datenträgerbereinigungsfunktion von Windows (suchen Sie einfach 'Datenträgerbereinigung' im Startmenü) scannt der Computer Ihre Ordner und zeigt Ihnen, welche unnötigen Dateien entfernt werden könnten. Das sind üblicherweise temporäre Systemdateien und andere funktionale Dateien, die von Anwendungen angelegt wurden, aber nicht mehr aktiv gebraucht werden. Sie können diese Dateien im Datenträgerbereinigungsfenster dann löschen lassen.

Auf einem Mac-Rechner können Sie auf das Apple-Symbol in der Systemleiste klicken und 'Über diesen Mac' öffnen, dann auf 'Festplatten' klicken und den 'Verwalten'-Button klicken, wenn die Speicherplatzübersicht fertig geladen hat. Im 'Empfehlungen'-Panel sehen Sie dann Funktionen wie 'Speicher optimieren' und 'Chaos reduzieren', die Ihnen helfen, Ihren Speicherplatz ordentlich zu halten.

Und jetzt eine letzte, ganz wichtige Bitte: Blicken Sie bitte kurz ein paar Zentimeter nach oben. Wie viele Browser-Tabs haben Sie gerade offen? Zehn? Zwanzig? Fünfzig? Es mag so aussehen, als hätten Sie nur ein paar Websites in Chrome oder einem anderen Browser geöffnet, aber das ist nur die optische Darstellung. In der Tat ist jeder Tab eine neue Instanz, als hätten Sie bei 40 offenen Tabs auch 40 separate Programme gleichzeitig auf dem Computer laufen. Noch schlimmer, wenn einige von den Tabs sehr aufwendige Websites wie Videostreamingdienste oder -telefonie sind. Es lohnt sich immer, alle Tabs, die Sie nicht brauchen, zu schließen. Die Hardware wird erheblich entlastet und das kann große Performance-Verbesserungen bringen.

Und wenn Ihr Computer trotz all dieser Schritte immer noch schleppend und unwillig auf jeden Klick reagiert, gibt es zum Glück viele andere Lösungen. Ein Laptop funktioniert nämlich auch super als Tischuntersetzer, Bastelmatte, Schneidebrett …

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Einfach Linux, z.B. Ubuntu, installieren und das Notebook läuft noch mehrere Jahre stabil, sicher und vor allem deutlich schneller. Geht auch mit Macs. Funktioniert selbst bei meinen Eltern seit Jahren problemlos.

Erfahrungsgemäß ist Ubuntu aufwändig in der Wartung und Systempflege bezüglich der Funktionsfähigkeit externer Geräte - insbesondere Drucker. Ansonsten habe ich keine Nachteile gefunden.

Mir scheint, diese Tipps galten vor 10 Jahren oder für entsprechend alte Rechner. Heute hilft nur noch wegen den unzähligen Zusatzprozessen im Hintergrund: Mehr RAM rein, und vor allem die HD durch eine SSD ersetzen (das geht halt bei den neuen Macs leider nicht mehr). Das schreibe ich hier auf einem derart beschleunigten 14 Jahre altem Desktop ;-) Und auf dem neusten Stand sicher mit Linux, siehe oben.

Mac verbaut schon lange nur noch SSD. Leider fest, aber schnell.

Der Empfehlung von Bongokarl schließe ich mich an.

Auf einem EeePC-Netbook von Asus aus ca. 2008 habe ich Bodhi-Linux 32bit installiert. Es funzt (…wie Technik-Freaks gerne sagen)! Sogar der Wifi-Treiber kommt automatisch mit in die Installation. Andere Linux-Distributionen haben da mittlerweile auch schon ihre Schwierigkeiten. Lediglich der vorinstallierte Browser (Web – Epiphani) funktioniert in der Darstellung nicht richtig. Man kann allerdings z.B. Firefox nachinstallieren. Im Terminal eingeben: sudo apt-get install firefox https://linoxide.com/install…

Dann habe ich da noch ein Notebook mit Windows aus 2019, das kriecht wie eine Dampflok aus 1870; vermutlich wegen der Bloatware. Wie man diese deinstallieren kann, habe ich bisher nicht in Erfahrung bringen können. Insofern: Vielen Dank für diesen Tip - „Revo Uninstaller“!

Ansonsten arbeite ich mit Linux-Mint auf einem anderen Gerät; da ist die ganze Welt in Ordnung - from freedom came elegance.

Vielen lieben Dank an Rose Tremlett für den Hinweis auf vorinstallierte Bloatware!

Hat ja nur das Problem, dass meine Bank Linux nicht unterstützt, sondern auf Windows besteht! Ja und was denn nun?

Ihre Bank? Da braucht man doch nur einen Browser.

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